Gabelstapler mit geschnetzeltem Post-Consumer-Folienmaterial

Ambiente S.A. recycelt verschmutze und stark riechende Post-Consumer-Waschmittelflaschen und Agrarfolie. © Starlinger

Starlinger Pellet Conditioning Unit (PCU) für Geruchsreduktion

In der Pellet Conditioning Unit erhält das Regranulat den letzten Schliff und wird zu permanent geruchsreduziertem Material.
© Starlinger

Geruchsbehandeltes Regranulat aus stark verschmutzem Post-Consumer LDPE

Das von Ambiente S.A. produzierte hochwertige geruchsbehandelte HDPE- und LDPE-Regranulat eignet sich für eine Vielzahl an Anwendungen. © Starlinger

Stark riechende Agrarfolien und Waschmittelflaschen zurück in den Kreislauf bringen

Oft erheblich verschmutzt, feucht und stark riechend: Post-Consumer-Kunststoffabfälle sind nicht gerade das, wovon Recycler träumen. Das portugiesische Kunststoffrecyclingunternehmen Ambiente S.A. hat sich dieser Herausforderung gestellt und produziert auf einer Starlinger recoSTAR dynamic 165 C-VAC-Recyclinganlage hochwertiges geruchsbehandeltes Regranulat aus gewaschenen Agrarfolien und Waschmittelflaschen mit dem Ziel, für mehr Kunststoffprodukte geschlossene Kreisläufe zu schaffen.

Die Starlinger-Anlage wurde im Juni 2024 in der neuen Fabrik von Ambiente in Leiria, nördlich von Lissabon, in Betrieb genommen; das Unternehmen recycelt dort sowohl industrielle als auch Haushaltsabfälle aus Kunststoff. Ein großer Teil davon besteht aus gebrauchten LDPE-Agrarfolien und HDPE-Waschmittelflaschen, aus denen Ambiente Granulat für Folienextrusions- und Blasformanwendungen produziert.

„Für uns ist es wichtig, dass wir ein hochwertiges Recyclingprodukt herstellen, das man in der gleichen Anwendung wiederverwenden kann“, so Paulo Pires, Geschäftsführer von Ambiente S.A. „Unser Ziel ist es, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Damit meine ich einen geschlossenen Kreislauf innerhalb der jeweiligen Anwendung – zum Beispiel werden Bewässerungsrohre wieder zu Bewässerungsrohren, Agrarfolien zu Agrarfolien, Lebensmittelverpackungen zu Lebensmittelverpackungen, und so weiter. Darüber hinaus wollen wir neue Einsatzbereiche für Eingangsmaterialien mit starkem Geruch und Verschmutzungsgrad erschließen. Dazu müssen alle Verunreinigungen im Recyclingprozess so gründlich wie möglich beseitigt werden. Deshalb investieren wir in die beste verfügbare Technologie – vom Waschen, Extrudieren und Filtern bis hin zur Geruchsbehandlung. Unser Ziel ist es, sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile zu generieren, indem wir der Kunststoffindustrie ein nachhaltiges und wettbewerbsfähiges Rohmaterial zur Verfügung stellen und so Kreislaufwirtschaft realisierbar machen.“

Geruchsverbessertes Regranulat

Die bei Ambiente installierte recoSTAR dynamic 165 C-VAC-Recyclinganlage ist mit der bekannten Geruchsreduktionstechnologie von Starlinger ausgestattet und verarbeitet Waschmittelflaschen aus HDPE sowie gewaschene Post-Consumer-Agrarfolien aus LDPE. „Agrarfolien werden für verschiedenste Anwendungen eingesetzt – zum Beispiel in Gewächshäusern, als Ernteabdeckung oder für Silage. Dadurch sind auch noch nach dem Waschen organische Rückstände vorhanden, die im anschließenden Recyclingprozess Gase verursachen“, erklärt Paul Niedl, kaufmännischer Leiter von Starlinger recycling technology. „Im Fall von Verpackungsanwendungen wie Waschmittelflaschen migriert der Geruch des Inhalts während der Lagerung und Verwendung in das Verpackungsmaterial. Unsere Geruchsreduktionstechnologie ist darauf ausgelegt, solche Gerüche dauerhaft zu entfernen, sodass das produzierte Regranulat für hochwertige Anwendungen geeignet ist. Anstelle von Downcycling kann es so in derselben Anwendung wiederverwendet werden, wodurch ein geschlossener Kreislauf entsteht.“

Um eine breite Palette an Eingangsmaterialien zu verarbeiten, kann der gesamte Recyclingprozess je nach Verunreinigung und Geruchsintensität des Eingangsmaterials und den gewünschten Spezifikationen des erzeugten Regranulats individuell angepasst werden. Der Aufbereitungsprozess beginnt mit dem Zerkleinern und Homogenisieren des Eingangsmaterials im SMART-Feeder, in dem das Material auch erhitzt wird, bis es den idealen Betriebspunkt erreicht. Stark flüchtige Gerüche werden bereits während dieses Prozessschritts extrahiert. Nach dem Hauptextruder wird die Schmelze in kontinuierlichen Schmelzefiltern gefiltert, um feste Verunreinigungen zu entfernen, damit diese in den nachfolgenden Prozessschritten keine Gerüche freisetzen können. Das anschließende C-VAC-Modul vergrößert die Oberfläche der Schmelze um 300 %, wodurch eine äußerst hohe Entgasungseffizienz erreicht wird. Damit wird sichergestellt, dass auch tief eingebettete Gerüche dauerhaft entfernt werden. Im letzten Schritt wird das produzierte Regranulat in der sogenannten Pellet Conditioning Unit (PCU) am Ende des Recyclingprozesses behandelt, um besonders hartnäckige Gerüche zu entfernen. Dies gewährleistet ein dauerhaft geruchsverbessertes Regranulat, das für die Herstellung einer breiten Palette von Kunststoffprodukten verwendet werden kann.

Portugiesischer Recycling-Pionier

Die Wurzeln von Ambiente S.A. reichen bis ins Jahr 1953 zurück, als das Mutterunternehmen, die portugiesische Kunststofffolienfabrik Fabrica Leiriense de Plasticos, bereits interne Produktionsabfälle recycelte. Ab Anfang der 1970er Jahre verarbeitete die Fabrica Leiriense de Plasticos auch extern gesammelte Kunststoffabfälle, darunter unter anderem importiertes Material aus europäischen Ländern wie Deutschland; in den 1990er Jahren wurde das Unternehmen zum Vorreiter für das Recycling inländischer Kunststoffabfälle in Portugal. Das Bewusstsein der Unternehmensleitung, dass Kunststoffrecycling eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Zukunft ist, führte in der Folge zur Gründung von Ambiente S.A. im Jahr 1989. Seit dem Jahr 2000 als eigenständiges Unternehmen registriert, beschäftigt Ambiente derzeit 36 Mitarbeiter und recycelt jährlich 7000 Tonnen Post-Consumer-, Industrie- und Haushaltsabfälle. Das daraus produzierte recycelte LDPE- und HDPE-Granulat ist für Extrusions-, Blasform- und Spritzgießanwendungen geeignet und wird an Kunden in Europa und Nordafrika geliefert.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.ambiente-sa.com.